Heilungswissen
Von Generationen überliefert
Heilungswissen wird von Generationen zu Generationen weitergegeben und durch direkten Kontakt mit der Heilpflanze erworben. Pflanzen, die den Menschen das Heilen lehren können, werden Meisterpflanzen genannt. Um von einer Pflanze zu lernen, wird sie “diätiert” – d.h. unter Einhaltung teils sehr strenger Vorschriften verabreicht. Diese sind genau zu befolgen. Die Pflanzen sind Reiztherapeutika – die Einhaltung der Regeln erleichtert den Verlauf!
Der Regenwald Amazoniens in Peru verfügt aufgrund seiner geografischen Abgeschiedenheit über altes, traditionsreiches Heilungswissen. Bei allen Formen der Heilung war strenge Isolation wichtig. Man lieferte sich ganz den Kräften der Natur aus. Dieses Wissen hat sich bis heute erhalten und weiter entwickelt.
Heute wie damals können selbst gravierende Erkrankungen behandelt werden, was gerade für Europäer eine wertvolle Ergänzung zur Schulmedizin sein kann.
Eines der größten Geschenke des Regenwaldes ist seine Unausweichlichkeit. Er lässt sich nicht aussperren – weder seine Temperaturen, noch seine Tierwelt, noch seine Feuchtigkeit. Die Pflanzen sind in der Lage, schnell und effektiv das vegetative System und den Stoffwechsel des Menschen umzustimmen und besser einzustellen. Der Aufenthalt wird dadurch auch physisch und psychisch zu einer Verjüngungs- und Vitalisierungskur. Themen wie Übergewicht, Suchterkrankungen und andere chronische Erkrankungen werden greifbar.
Bäume sind Lehrmeister des Friedens und des sozialen Miteinanders.
Entgiften und Reinigen
Das Klima – Entgiften durch Schwitzen
Der Grundstein jeder Behandlung ist die Entgiftung – hier hilft das Klima dem Körper sehr. Der Körper scheidet über das Schwitzen viele Giftstoffe aus, die sonst stärker Leber und Niere belasten würden. Die hohe Luftfeuchtigkeit verhindert das Austrocknen. Auch die Reinhaltung der Haut hat einen großen Stellenwert.
Der Körper wird herausgefordert in seiner Lebendigkeit, er muss ertragen, aushalten, entgiften und schwitzen.
Einen weiteren Teil zur Entgiftung tragenPflanzen-Cocktails bei. Wichtig ist dabei, sich an seine individuell abgestimmten Anweisungen zu halten. Er kennt die Medizin und weiß, was man beachten muss.
Oje – Darmflora erneuern und Blut waschen
Gesprochen: ˈo.xe
Das wichtigste Mittel zur Reinigung ist die Milch des Ojebaumes, die Latex enthält. Traditionell wurde sie als Antiparasitikum, gegen Würmer verwendet. Oje erneuert aber auch die Darmflora und wäscht das Blut. Ein sanfter Schimmer bringt die Haut durch Oje zum Leuchten.
Man trifft sich morgens um 6 Uhr im Gruppenraum, wo der Heiler das Oje schon vorbereitet hat. Er hat es angereichert mit etwas Orangensaft und Honig. Es wird auf nüchternen Magen getrunken – nach einer 1/2 Stunde beginnt man warmes Wasser zu trinken, so heiß wie möglich, jede Viertelstunde ein Glas. Das spült das Oje regelrecht durch.
Eine Reinigung, die alle Kanäle des Loslassens aktiviert. Widerstand ist zwecklos. Was kein Fehler ist, da der Mensch leicht sein sollte für den Regenwald und alles loslassen sollte, was ihm nicht dient.
Es gibt grüne Cocktail aus verschiedensten Heilpflanzen – u.a. Verbene, Basilikum, Holunder etc. – da läuft dann auch alles wieder rückwärts.
Früh morgens geht der Heiler los, um die Blätter für seinen Cocktail zu ernten. Die Blätter werden frisch gemahlen und dann ausgepresst – etwas Wasser, Salz und Öl kommen dazu. Die Einnahme ist auf 6 Uhr festgelegt. Dazu trifft man sich mit dem Heiler im Gruppenraum. Nach dem Trinken der Medizin zieht man sich auf sein Zimmer zurück, geht allein mit der Medizin in Kommunion – in Vereinigung. Bis sie auslöst, was auch immer raus muss. Gegen 10 Uhr bekommt man einen Tee vom Heiler zubereitet, danach eine leichte Mahlzeit.
Traditionelle Diäten
Diäten sind der traditionelle Weg der amazonischen Heilkunde. In der Abgeschiedenheit des Waldes nimmt der Diätierende nur eine einzige Pflanze zu sich – er bleibt in Isolation. Die Diät kann von 1 Tag bis über mehrere Wochen, bis hin zu einem und mehreren Jahren dauern. Der Pflanzen- oder Baumgeist nähert sich in der Abgeschiedenheit dem Menschen an.
Eine Diät macht jemand, der die Heilkunde lernen möchte oder der gesund werden möchte. Zu einer Diät gehört strickte Isolation, kein Salz, Sex, Zucker, Alkohol oder sonstige Reizmittel einschließlich Fette. Kein Kaffee, keine Stimulanzien, keine Früchte.
Die Entscheidung darüber, wie und welche Heilpflanze eingesetzt wird, obliegt dem behandelnden Heiler. Meist beginnt die Diät mit einer Zeremonie. Dort empfängt der Heiler die Botschaft des Pflanzenreiches und seiner Helfer. Meist kündigen eine oder mehrere Pflanzen an, ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Menschen an. Zum festgesetzten Zeitpunkt treffen sich der Heiler und der Diätant. Die Medizin wird früh am Morgen nüchtern getrunken. Der Diätant bleibt auf seinem Zimmer oder allein in der Natur. Der Heiler betreut den Prozess von Weitem. Die Aufgabe des Diätanten ist die Kommunikation mit dem Pflanzen- oder Baumgeist.
Körperarbeit und manuelle Therapien
Auch hier gibt es einen großen Erfahrungsschatz, wie Knochen wieder eingerenkt werden oder welche Verletzungen wie behandelt werden müssen. Welche Massagen wofür nützlich sind und wie ein Kind geboren werden muss. Altes weibliches Wissen – auch von Männern praktiziert, jedoch völlig verschieden. Die Menschen entwickeln im Amazonas ihre Talente nach Bedarf und Nützlichkeit für die Gemeinschaft. Die Gabe des Knochenfühlens, der inneren Diagnose anhand von Muskelverspannung sind nur einige von vielen, welche die Menschen am Amazonas entwickeln.